Klosterfelde Geschichte 1

Wandlitz, Ortsteil Klosterfelde

Wir haben unser Mitglied und Schatzmeister Walle Seger gebeten, etwas über Klosterfelde zusammen zu tragen, was die Geschichte beschreibt. In diesem Zusammenhang wenden wir uns an alle Geschichtsinteressierten des Ortes und der Gemeinde: Wollen Sie sich einbringen in unsere Recherchen? Haben Sie kleine und große Erinnerungen, die Sie hier gerne mitteilen möchten? Wir freuen uns auf jedes noch so kleine Mosaikstück. Lesen Sie hier, was es mit Klosterfelde auf sich hat.

Klosterfelde Geschichte 1

Wenn es darum geht einen Ort vorzustellen, wird in den meisten Fällen die Ersterwähnung in einer gefundenen Urkunde herangezogen. Der Ort Klosterfelde wurde mit einer Tauschaktion von den Landesherren  Johann I. und Otto III., Marktgraf von Brandenburg, dem Kloster Lehnin im Jahre 1242 zugeschlagen. Damals schrieb man „Closterveld“. Der Ort hatte zuvor keinerlei Beziehung zu irgendeinem Kloster. Wie der Name „Klosterfelde“ entstanden ist, bleibt im Dunkeln.

In vorchristlicher Zeit sollen in dem Landstrich eine Untergruppierung der Semnonen, die Sueben, gehaust haben. Diese zogen etwa 375 n.Chr. weiter Richtung Frankreich und Spanien. Vermutlich wegen der aus Osten herandrängenden Hunnen. Der Begriff „Völkerwanderung“, der für diese Wanderbewegungen oftmals verwendet wird, ist zusehends von der modernen Forschung als unzutreffend bezeichnet worden. Man nimmt an, dass es sich nicht um geschlossenen Völker handelte, die vor den heranstürmenden Hunnen flohen. Vielmehr waren es wohl heterogene Gruppen, die auf der Suche „nach einem besseren Leben“ nach Westen in die von den Römern erschlossenen Gebiete strebten.

Danach ging es drunter und drüber. Mittlerweise siedelten Slawen in der Gegend, die wiederum von Karl dem Großen, wie die Sachsen, gewaltsam erobert wurden. Später wurden sie gezwungen, sich zum Christentum zu bekennen.

Zwischen 12. u. 13. Jh. n.Chr. wurden dann Mönche der Zisterzienser in die Gegend geschickt und machten ganze Landstriche urbar. Die nachfolgenden Siedler gründeten um Berlin herum etwa 250 Ortschaften, rodeten Wald und betrieben Ackerbau. Um 1230 erwarben die askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. den Barnim, wie der Landstrich genannt wurde.

Trotz 30jährigem Krieg, Pest und anderen bösen Krankheiten wuchs die Bevölkerung in Klosterfelde kontinuierlich heran.

Im Jahre 1801 soll die Gemeinde 514 Einwohner gehabt haben.

Während der französischen Besatzung zogen im Jahre 1806 französische Soldaten durch das Dorf und übernachteten in einer Scheune. Am nächsten Morgen, so wurde beklagt, fehlten 2 Pferde.

Im Jahre 1856 zählte das Dorf Klosterfelde 688 Einwohner.

Begünstigt durch die Nähe zu Berlin und den umfangreichen Holzvorräten aus den umliegenden Wäldern, entwickelten sich von der Mitte des 19. Jh. etliche holzverarbeitende Handwerksbetriebe. Für das wachsende Berlin mit seinem aufstrebenden Bürgertum wurden Möbel gebraucht. Klosterfelder Tischler konnten liefern. Zuvor hatte man Besenstiele und grobe Holzgegenstände gefertigt. Nun wurden feine Möbel, Küchen, Tische und Schränke getischlert. Es wurden Maschinen angeschafft, um die große Nachfrage zu befriedigen. Die kleinen Handwerksbetriebe blieben auf der Strecke, konnten dem Konkurrenzdruck der neuen Fabriken nicht standhalten.

Im Jahre 1890 zählte der Ort 900 Einwohner.

In der Zeit des Kaiserreiches ging es kontinuierlich bergauf, nicht unbedingt für die arbeitende Bevölkerung. Allerdings erlebten die Fabrikanten goldene Zeiten. Seit Gründung des Deutschen Kaiserreichs wurden relativ friedliche Zeiten erinnert. Seit dem 21. Mai 1901 verkehrte ein Zug mehrmals täglich fahrplanmäßig von Reinickendorf nach Groß-Schönebeck und zurück. Alles militärische wurde im Kaiserreich verherrlicht, der Adel wurde an allen Ecken bevorzugt. Die preußischen Tugenden werden heute noch ehrfurchtsvoll genannt. Dazu gehört auch das vom Militär geforderte Kadavergehorsam der Untertanen. Wer nicht einem Adelsspross entsprang, hatte keine Chance beim Militär oder in der Verwaltung Karriere zu machen. Die ostelbischen Junker wurden durch Zölle vor ausländischer Konkurrenz geschützt. Die Eliten hielten Deutschland für unbesiegbar und man wollte einen angemessenen Platz in der Welt erobern, ähnlich wie Großbritannien. In dieser grandiosen Selbstüberschätzung taumelte das Deutsche Reich in den 1. Weltkrieg und fand sich 1918 als Kriegsverlierer mit einer exorbitanten Wiedergutmachungsforderung der Kriegsgegner konfrontiert.

Zurück nach Klosterfelde, im Krieg 1914 – 1918 waren 54 Männer aus dem Ort getötet worden. Im November 1925 wurde im Ort ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Ortes eingeweiht. Große Not war in den letzten Kriegsjahren und danach auch hier im Ort festzustellen. Rationierung von Fleisch, Zucker, Mehl und Fett wurden eingeführt, damit die Menschen nicht verhungerten.

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Mit der Entwicklung der Holzindustrie entstand zwangsläufig ein Industrieproletariat. Die Situation spitzte sich während der Weltwirtschaftskrise 1931 erheblich zu. Man sprach von Entlassungen und kündigte eine Lohnkürzung von 10 % an. Die Holzarbeiter wollten eine Lohnkürzung nicht hinnehmen. Sie hatten sich in einer Gewerkschaft organisiert und streikten in Klosterfelde 8 Wochen lang. Dann wurde die Anführer des Streiks verhaftet und wegen schweren Landfriedenbruchs zu vielen Monaten Gefängnis verurteilt. Andere Streikende sind ebenfalls zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Rechtsanwalt Hans Litten, Anwalt des Proletariats, wie er auch genannt wurde, verteidigte die Streikenden vor Gericht. Er wurde, nach dem die Nationalsozialisten die Macht an sich gerissen hatten, wegen seiner Nähe zur KPD in „Schutzhaft“ genommen und 1938 im Konzentrationslager Dachau ermordet. Zur Erinnerung an den Holzarbeiterstreik entstand 1989 vor dem Möbelwerk in der Klosterfelder Hauptstraße eine Stele.

Im Jahre 1933 zählte der Ort 2.213 Einwohner.

Als Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde und die Regierung in einer Koalition von NSDAP, nationalkonservativen Verbündeten (DNVP, Stahlhelm) anführte, war bereits alles zu spät. Zu dem Zeitpunkt konnte die Diktatur nicht mehr verhindert werden.

In den ersten Wochen nach dem 30. Januar 1933 gab es noch verzweifelte Versuche der KPD und der SPD dagegenzuhalten. Sie wurden aber allesamt von der NSDAP und deren SA-Schlägertrupps niedergeknüppelt und die Personen in „Schutzhaft“ genommen. Es gab in Klosterfelde wilde Verhaftungen von KPD- und SPD-Mitgliedern, die im neu eingerichteten Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert und gequält wurden. Die breite Bevölkerung stand, wie es den Menschen eigen ist, erst einmal als Zuschauer dabei, um abzuwarten wer den Sieg letztendlich davonträgt. Dieses Verhalten ist eine ureigenste Eigenschaft des Menschen. Man kann es bei vielen epochalen Ereignissen beobachtenAndere wiederum hatten kein Problem damit, offen den Rechtsextremismus auszuleben. Sie wurden weder von der Polizei, noch von der Justiz in die Schranken gewiesen. So konnten die Schlägertrupps der SA ungehindert schwerste Straftaten begehen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Sie gingen straffrei aus. Ein fatales Signal. So war der Filialleiter der Kreissparkasse Niederbarnim auch Ortsgruppenleiter der NSDAP in Klosterfelde. Später wurde er Kommandant der berüchtigten Emslandlager und Lagerkommandant im KZ Oranienburg. Natürlich wollten auch andere, Bauern, Handwerker, Gewerbetreibende, Ärzte und Fabrikbesitzer den Zug nicht verpassen und wurden vor und nach 1933 Mitglieder der Nazipartei NSDAP. Der Terror der Bevölkerung hatte begonnen und endete erst am 22. April 1945. Viele Männer aus Klosterfelde mussten oder wollten als Soldat im 2 Weltkrieg kämpfen und wurden Opfer der mörderischen Kämpfe. Die Anzahl der gefallenen Soldaten aus Klosterfelde ist nicht bekannt. Vielleicht, weil in der DDR dieses Thema nicht behandelt wurde.

Der Judenhass wurde auch in Klosterfelde ausgelebt und die wenigen jüdischen Mitbürger drangsaliert und gedemütigt, bis sie dann entweder aus Deutschland flohen oder in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Namentlich bekannt sind die Familien Goldmann, Steinberg, Elsner und Grünberg. Ihr Eigentum mussten die Klosterfelder Juden ab 1938 weit unter dem Wert an sogenannte „Arier“ verkaufen oder sofern es sich um Aktien, Gold oder Zahlungsmittel handelte bei einer Bank auf einem Sperrkonto hinterlegen. Die Werte haben sie niemals wiedergesehen, weder die Juden, die den Holocaust überlebten, noch die Nachkommen der ermordeten Juden.

Im Jahre 1946 zählte der Ort 2.848 Einwohner.

Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschland gegenüber den Alliierten ging es kontinuierlich aufwärts. 1948 ist ein Denkmal für die in der Umgebung von Klosterfelde 334 gefallenen sowjetischen Offiziere und Soldaten errichtet worden. (BILD 5) Die DDR wurde gegründet und die ehemaligen Holzverarbeitungsbetriebe wurden gewandelt in VEB Holzverarbeitungswerk Klosterfelde. Es wurden Standards für Holzbaracken entwickelt und gebaut, später auch Fenster und Türen. Der Ort war geprägt durch die Holzverarbeitungswerk. Ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung von Klosterfelde war dort beschäftigt. Außerdem kamen aus den Nachbardörfern ebenfalls viele Beschäftigte. Nach einiger Zeit wurde die Produktion von Fenstern, Türen usw. gedrosselt. Stattdessen sollten Schwellen für den Gleisbau gefertigt werden. Nach 3 Jahren war auch damit Schluss, weil bei der Schwellenproduktion große Mengen an Phenoldämpfen freigesetzt wurden und den ganzen Ort überzogen. Die Ernte aus den privaten Gärten war dadurch vielfach ungenießbar geworden.

Nun stellte man die Produktion um auf Verbundplatten für den Waggon- und Schiffsbau. Daneben wurden Furnierplatten für den Küchenmöbelbau produziert. Letztere wurden hauptsächlich für den Export gefertigt.

Im Jahre 1991 zählte der Ort 2.933 Einwohner.

Das Ende der DDR kam für viele unerwartet. Plötzlich hieß es: „Die Grenze ist offen“. Auch hier zeigte sich das typische Verhalten der schweigenden Mehrheit. Einige wenige hatten in den Großstädten montags regelmäßig protestiert. Die breite Masse war Zuschauer und wartete ab. Den Rest kennen wir. Es wurden unzählige Bücher dazu veröffentlicht, wer alles die so genannte Wende herbeigeführt hatte. Nur so viel: Westdeutschland war noch mehr überrascht, als die Mehrheit der DDR-Bürger. Die Westberliner und Westdeutschen saßen vor den Fernsehern und konnten den Satz von Schabowski nicht fassen. Am nächsten Tag war die Welt in Ost und West eine völlig andere. Der Ort Klosterfelde entwickelte sich weiter. Neubauten entstanden. Die Bahnverbindung nach Berlin wurde ertüchtigt. Einkaufsmöglichkeiten mit ausreichendem Angebot wurden geschaffen. Nach schwierigen Wendejahren mit Arbeitslosigkeit und Strukturwandel hat sich nun die Beschäftigungssituation gefestigt. Jetzt ist Pendeln zum Arbeitsplatz angesagt. Die örtlichen Betriebe mit vielen hundert Beschäftigten sind verschwunden.

Im Jahre 2018 zählte der Ort 3.309 Einwohner.

Klosterfelde ist ein Ort, der umrahmt wird von Felder und ausgedehnten Waldgebieten. Die naheliegenden Seen, Wandlitzer See, Stolzenhagener See, Rahmersee, Lotschesee, Liepnitzsee, Hellsee und der Werbellinsee sind gut erschlossenen Naherholungsgebiete. Ein Bahnanschluss mit stündlicher Verbindung von und nach Berlin wertet die Attraktivität des Ortes weiter auf. Einkaufsmöglichkeiten für die Grundversorgung sind im Ort auf kurzen Wegen zu erreichen.